Aus der Geschichte von Altwarschow bei Schlawe
Auf einem Heimatabend in Altwarschow hielt Konrektor Rosenow (Rügenwalde)
einen Vortrag über die Geschichte von Altwarschow, dem wir folgendes entnehmen:
In der Umgegend von Altwarschow wurden vorgeschichtliche Gräber aus der
Bronzezeit festgestellt. Vor der Freetzer Mühle sind auf dem Acker des Besitzers
Pantel zehn Werkstätten für Bearbeitung des Eisens bloßgelegt worden. Östlich von
Warschow sind ungefähr 220 Morgen kaiserzeitliche Gräber aufgenommen
worden. Aus all diesen Funden geht unzweifelhaft hervor, dass die Gegend hier
schon in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt gewesen ist. Die frühzeitliche Besiedelung
von Warschow hat ihren Grund in der Lage des Dorfes. Zur Förderung des Verkehr
ist hier schon in vorgeschichtlicher Zeit ein Übergang über die Wipper gewesen, wie
auch ein Übergang bei Thyn und bei Pirbstow festgestellt werden konnte.
In alten Urkunden wird unser Dorf zuerst 1330 genannt als Warskow. In diesem Jahr
überträgt der Swenzone Jasco mit seinen Brüdern der Stadt Schlawe den Besitz von
Warskow (Sitz des Wars mit lübischem Recht).
Die Swenzonen hatten das Land
einst von dem Ritter Woyslaus gekauft. Die Stadt Schlawe als neue Besitzerin erhält
das Recht, eine Brücke über die Wipper zu bauen. Diese erste Brücke lag nicht im
Zuge der heutigen Strasse, sondern befand sich unweit der Kuckucksmühle. Vor
rund 600 Jahren, 1333, wurde die Brücke errichtet. Der Übergang war zollfrei,
nachdem die Stadt 150 Finkenaugen für die Ablösung gezahlt hatte. so war
Warschow Stadtdorf von Schlawe geworden.
Bald darauf erweitert Schlawe seinen
Landbesitz um Altwarschow, denn 1335 verkauften Jasko von Schlawe und seine
Söhne der Stadt ihre Güter in Warskow. Die Stadt Schlawe besaß nun in Warschow
ein Ackerwerk, worauf besonders Schafzucht getrieben wurde, ferner gehörte hierzu
ein Krug, eine Wassermühle (Kuckucksmühle) und ein Vorwerk (Hästerkathen). Im
Jahre 1354 erwirbt die Stadt von den Schwenzonen noch Schwenzenhagen, das
anstelle des heutigen Coccejendorf lag. Wie ein Keil schob sich nun zwischen
Warschow und Schwenzenhagen das Dorf Altschlawe ein, daß die Schlawer
vergaßen zu erwerben.
Die günstige Lage von Warschow an der großen Heerstraße Schlawe - Stolp -
Danzig brachte infolge vieler Truppendurchzüge im 30jährtigen Kriege manchen
Nachteil.
Da gestattet die Stadt den Bauern in Altwarschow und Stemnitz auf der Feldmark
des verschwundenen Dorfes das Vieh zu weiden. 1677 wohnten in Altwarschow 31
Familien mit 90 Personen. 100 Jahre später, 1777, gab es in Warschow 21
Vollbauern, 4 Kossäten, 1 Büdner, 1 Lehrer.
Das Dorf hat manche hohe Fürstlichkeit begrüßen dürfen. Im Jahre 1665 zieht die
Schlawer Bürgerschaft dem großen Kurfürsten bis Warschow zur Huldigung
entgegen und begleitetet ihn mit Fackeln in die Stadt. 1690 sah das Dorf Friedrich
den III. mit seiner Leibgarde auf der Reise von Berlin nach Königsberg. 1713
passierte der russische Fürst Manzikoff, 1776 Großfürst Paul mit Begleitung
Altwarschow. Im Jahre 1798 reisen Friedrich Wilhelm III. und die Königin Luise
durch das Dorf.
In landwirtschaftlicher Beziehung ist manches Interessante zu berichten. 1746
müssen die Bauern mit dem Anbau der Kartoffel beginnen; 1755 werden in
Warschow 3 Scheffel ausgesetzt. Und wieviel heute? Im Jahre 1749 hat ein starker
Hagelschlag die gesamte Ernte des Dorfes vernichtet, so daß die Gemeinde 201
Taler Unterstützung erhielt. 1755 wurden 12 Maulbeerbäume angepflanzt. Die
Seidenraupenzucht war nicht bedeutungsvoll. Doch wurde der Ort berühmt durch
seine Bienenzucht, wurden doch schon 1777 über 140 Bienenstöcke gezählt.
Im
siebenjährigen Kriege hatte das Dorf infolge der Russendurchzüge viel zu leiden. Zur
Behebung der Kriegsschäden erhielt die Gemeinde mit Coccejendorf und
Bewersdorff zusammen 9 Wispel, 6 Scheffel Saat- und Brotkorn geschenkt und im
nächsten Jahr einige Pferde. Ferner musste das Dorf unterstützt werden 1771 infolge
einer großen Mißernte (es erhielt 6 Wispel, 2 Scheffel Korn geschenkt).
Auch in den
Unglücksjahren 1806/07 hat das Dorf durch französische Einquartierung viel zu
leiden. Die Franzosen requirierten für 703 Taler 23 Groschen. Nach Beendigung des
Krieges hatte Schlawe eine Schuldenlast von 32000 Talern, die 1834 auf 32640
Taler gestiegen war. Zur Abdeckung von Schulden verkaufte die Stadt Straßengärten
in Bewersdorf, Wurtländereien und das Ackerwerk Warschow, so daß nunmehr eine
selbstständige Landgemeinde entsteht.
Quelle: Ostpommersche Heimat, Beilage der Zeitung für Ostpommern, 1931, Nr. 49